Dr. Hella Hagspiel-Keller MA
Kurzer zusammengefasster Überblick
Theologisch gesehen ist das Täufertum als eine biblisch in höchstem Maße gerechtfertigte Verwirklichung des christlichen Glaubens zu verstehen. Die Täuferbewegung kann als wichtigste kompromißlose Reformbewegung innerhalb des Christentums verstanden werden.1
Nachdem also 1525 in Zürich die erste Täufergemeinde gegründet worden war, wird durch vielerlei Laien, Handwerker, Händler und auch studierte Theologen für eine rasche und weite Verbreitung des radikal-reformatorischen Gedankenguts gesorgt. Dies geschieht vielfach mündlich durch Haus-zu-Haus-weitersagen oder durch einzelne begeisterte Wanderprediger, die brennend für das Evangelium unterwegs sind und zusätzlich durch die Herausgabe zahlreicher Schriften. Schnell nimmt die Bewegung immer mehr Form an und verbreitet sich von Zürich aus auf unterschiedlichsten Wegen, zunächst im schweizerischen, süddeutschen bis österreichischen Raum. Die Täufer wurden von vielen zeitgenössischen Chronisten – neben der lutherischen und zwinglischen – als dritte „kraftvolle“ reformatorische Bewegung wahrgenommen.
„Zu unseren Zeiten sind drei fürnehmlich Glauben auferstanden, die großen Anhang haben, als Lutherisch, Zwinglisch und Täuferisch“.2
1526 sind die Täufer in Tirol und Straßburg nachweisbar, 1527 in Ober- und Nieder-österreich, in Augsburg und Rottenburg am Neckar, 1528 in Mähren und Schlesien, 1530 in vielen deutschen Städten und in den Niederlanden. Glaubensflüchtlinge finden Waldenser in Böhmen und Mähren und im gesamten Donauraum vor, bringen die Täuferlehren bis nach Polen und Preußen, ja bis nach England und solidarisieren sich dort mit den, im Untergrund lebenden, späten Erben der Lehren von John Wycliff.